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Geschichte

Die Gründung Kunvalds wird in der II. Hälfte des 13. Jahrhunderts vorausgesetzt. Damals erfolgte nämlich die Kolonialisierung der hiesigen Landesteile. Zu einer ähnlichen Zeit wurden auch Ústí nad Orlicí, Rychnov nad Kněžnou, Žamberk, Německá Rybná und weitere Gemeinden gegründet. Kunvald wurde wahrscheinlich, wie Žamberk, von deutschen Siedlern gegründet. Es kann jedoch nur eine Annahme sein. Würde es sich tatsächlich um eine deutsche Siedlung handeln, dann wäre offensichtlich, dass der Einfluss der tschechischen Bevölkerung bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts, wahrscheinlich dank dem Einfluss älterer slawischer Siedlungen in der Umgebung, Überhand genommen hätte.

Die erste schriftliche Erwähnung Kunvalds stammt aus dem Jahr 1363 in Zusammenhang mit der Ernennung des neuen Pfarrers Jan Petr aus Česká Třebová in die Pfarrei Nekoř. Ernannt wurde er vom Herrn der Herrschaft Žamberk und in seine Funktion vom Pfarrer aus Kunvald einberufen.
Durch Kunvald führte ein wichtiger Handelsweg von den Burgen Žampach, Litice und Potštejn in die Regionen Kladsko und Slezsko. 1389 gehörte das Dorf zur Herrschaft Litice, das wahrscheinlich bereits seit seiner Gründung aus den Ortsteilen Horní Kunvald und Dolní Kunvald bestand.
Der Ursprung des Namens ist unklar, wobei es mehrere Varianten der Entstehung gibt. Es könnte sich beispielsweise um eine Bezeichnung handelt, die von Siedlern aus ihrer Heimat mitgenommen wurde. Die Nachbarstadt Žamberk entstand annähernd zur gleichen Zeit wie Kunvald, wobei die ersten Bewohner wahrscheinlich aus der Lausitz gekommen sind, wo die alte Stadt Senftenberg (heute Žamberk) lag. Der Name Kunvald könnte auch nach der gleichnamigen Gemeinde (Kleinstadt) in der Oberlausitz benannt worden sein. Damals hieß es Kumwald oder Cunewalde und bestand auch schon aus den Ortsteilen Obercunewalde und Niedrcunevalde. Oder der Name geht auf den Eigennahmen des Gründers der Siedlung oder deren Eigentümers zurück. Der Ortsname wird auch mit dem Ritter namens Kuna gleichgesetzt, der entweder auf der nahe gelegenen Burg Suchá oder auf der Festung Kunačice lebte. Aber hier bewegen wir uns schon im Reich der Sagen und Legenden.
Kunvald spielte in der tschechischen Geschichte eine wichtige Rolle, da sich hier in den Jahren 1457 - 1458 ein Gruppe von Menschen nieder, die sich auf die Lehren von Petr Chelčický beriefen und eine religiöse Gemeinschaft - die sog. Brüder-Unität - gründeten.

Kunvald - Wiege der Brüder-Unität

Zwar legten die Baseler Kompaktaten aus dem Jahr 1437 die Kommunion in beiderlei Gestalt fest, um auch den Kalixtinern gerecht zu werden, trotzdem blieben viele Menschen mit dem Ausgang der hussitischen Revolution unzufrieden. Dies führte zur Bildung unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften, meist um einen einzelnen Prediger. Und solch eine Gruppe bildete sich auch unter der Kanzel das Kalixtiner Priesters und Prager Erzbischofs Jan Rokycan. Dieser sandte seine Schüler am Ende der 1440-er und zu Beginn der 1450-er Jahre zu Petr Chelčický. Petr Chelčický war ein südböhmischer Laie, der sich strikt von beide Kirchen - Katholiken und Kalixtinern - gleichermaßen abwandte. In seinen Abhandlungen lehnte er Gewald und die allgemeine Lehre von „Menschen dreier Kategorien“ ab. Er behauptete, dass allen Menschen dieselben Rechte zustehen und und suchte in einer geduldsamen Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod die Erlösung.
Jan Rokycan erbat beim damaligen Landesherrn Georg von Podiebrad für seine Schüler ein Gut, wo sie sich dauerhaft niederlassen und nach den Prinzipien der Urchristen leben konnten. Georg von Podiebrad ermöglichte ihnen, sich in seiner Herrschaft Litice, genauer in der Siedlung Kunvald, nieder zu lassen. Kunvald war damals niedergebrannt und wenig bevölkert, weshalb die Neuankömmlinge eher willkommen geheißen wurden. Bei der Auswahl des Ortes wurde auch die günstige Lage von Kunvald bedacht, da dieses kleine Dorf von keiner Himmelsrichtung aus zu sehen war und die neue Glaubensgemeinschaft hier ungestört leben konnte, ohne für Aufsehen zu sorgen.
Anführer der Brüder-Unität war zunächst der Gründer Řehoř Krajčí, der Neffe von Jan Rokycan. Der erste geistige Führer war der katholische Pfarrer Michael von Žamberk. Der war lange Zeit der einzige Geistliche der Unität. Der Kommune in Kunvald stießen bald weitere Bewohner der umliegenden Dörfer hinzu. Aus der kleinen Sekte bildete sich langsam eine neue Kirche. Doch der Anstieg der Mitgliedszahlen zog ungewollte Aufmerksamkeit auf sich. Bereits in den 60-er Jahren war die Brüder-Unität der Verfolgung ausgesetzt. Der neue König Georg von Podiebrad verkündete, dass in seinem Land außer den Katholiken und Kalixtinern keine anderen Kirchen oder ketzerische Sekten geduldet werden. Bruder Řehoř, der Geistliche Michael und weitere Mitglieder wurden verhaftet und viele von ihnen gefoltert.
1467 hielt die Brüder-Unität eine wichtige Synode in Lhotka u Rychnova und beschloss, sich öffentlich von der römischen Kirche zu spalten. Per Los wurde Matthias von Kunvald zum ersten Bischof gewählt. Michael von Žamberk weiht ihn zum Bischof, der zunächst selbst vom Waldenser-Erzbischof Stephan geweiht worden war. Am Ende der Regierungszeit von Georg von Podiebrad waren die Brüder erneut verfolgt und aus Kunvald und Umgebung vertrieben. Damals wurden die Städte Mladá Boleslav und Litomyšl zu neuen Glaubenszentren. Als später auch Adelige und Gelehrte der Gemeinschaft beitreten durften, traten viele einflussreiche Menschen und bedeutende Persönlichkeiten des Königreichs Böhmen bei. Im laufe ihres Bestehens wurde die Brüder-Unität zu einer der bedeutendsten protestantischen Kirchen Tschechiens.