Das Haus „Na Sboru“, wo 1457 die erste Gemeinde der sog. Brüder-Unität gegründet wurde, gehört zu den historisch wertvollen Denkmälern unserer Heimat und beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte dieser religiösen Gemeinschaft.
Es beherbergt auch die Wandermarken-Verkaufsstelle Nr. 926.
Českobratrská církev evangelická, povšechný sbor,
Jungmannova 9, 111 21 Praha 1
Mai, Juni, Juli, August und September - Dienstag bis Sonntag, 9 - 17 Uhr - nach Voranmeldung bei der Hausmeisterin (Frau Vanda Hlaváčová, Tel.: +420 737 940 409)
in den übrigen Monaten - nach Vereinbarung mit der Hausmeisterin.
Verkauf von Büchern, kleineren Andenken, Wandermarken, Ansichtskarten und weiteren Druckmaterialien.
Am Haus Na Sboru beginnt der Lehrpfad „Auf den Spuren der Brüder-Unität“, der Sie an Orte wie Modlivý důl, Jordán, zur Brüder-Linde und zur ehemaligen Brüder-Schmiede führt.
Damals, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach den Hussitenkriegen und in der Regierungszeit von König Georg von Podiebrad, entstanden und existierten zahlreiche religiöse Sekten und Glaubensgemeinschaften, die einen Ausweg aus dem allgemeinen Sittenverfall suchten. Dazu gehörten beispielsweise die Waldenser, Wilhelminer und die Reste der Taboriten. In Prag bildete sich eine Gruppe Gläubiger unter der Leitung von Bruder Georg, die sich an den Lehren von Petr Chelčický orientierte und vor der Kanzel eines kalixtinischen Priesters und des Prager Erzbischofs Jan Rokycan versammelte. Nach seinem Zuspruch bei König Georg, übergab dieser der Gruppe ein Gut in seiner Herrschaft in Litice, inmitten von Wäldern, in der in Hussitenkriegen zerstörten und niedergebrannten Siedlung Kunvald. Der Oberst der Brüder, die sich in Kunvald niederließen, wurde ein Priester aus Žamberk namens Michal. Dieser ließ sich 1459 dauerhaft in Kunvald nieder. Die Brüder bauten sich eine kleine Holzkirche, die sie Gemeinschaftshaus nannten. Neun Jahrzehnte lang diente die Kirche als Ort für Gottesdienste. Unter dem Einfluss der hier lebenden Brüder, begannen sich auch in weiteren Gemeinden in der Umgebung Gemeinschaften der Böhmischen Brüder zu bilden. Diese legten das Fundament für eine neue Kirche, die Brüder-Unität, zu deren ersten Bischof Matthias, der Sohn eines Bauers aus Kunvald, ernannt wurde. Nach dem Tod Georg von Podiebrads erwarb die Herrschaft Litice 1495 ein Anhänger der Brüder-Unität, Wilhelm von Pernstein. Als dann König Ferdinand I. von Habsburg den Thron bestieg, führte das zu Widerstand seitens böhmischer Stände und der einflussreichen Mitglieder der Böhmischen Brüder. Der König unterdrückte den Aufstand, ließ die Brüder der königlichen Städte verweisen und die Gemeinschaftshäuser schließen. Auch der Enkel von Wilhelm, Jaroslav on Pernstein, gab 1541 eine Urkunde heraus, mittels welcher die Brüder von seiner Herrschaft verbannen und die Kirche in Kunvald schließen ließ.
Die Mitglieder der Brüder-Unität waren fast während der Gesamtzeit ihres Bestehens der Verfolgung ausgesetzt. Bessere Zeiten stellten sich unter der Herrschaft Rudolf II., währten jedoch nicht lange. Sein Mejestätsbrief garantierte Religionsfreiheit und einige der verbannten Brüder kehrten in ihre Heimat zurück, um ihre Gemeinschaftshäuser zu erneuern.
Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620wurde die Brüder-Unität erneut verboten. In Böhmen war nur noch der katholische Glaube zulässig und alle nichtkatholischen Gelehrten mussten das Land verlassen. Darunter auch der letzte Bischof der Brüder-Unität Jan Amos Comenius.
Die große Bedeutung der Brüder-Unität für die Nachwelt besteht unter anderem in der Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen und Griechischen in die tschechische Sprache. Diese erste tschechische Bibel in sechs Bändern wurde in einer Druckerei der Brüder-Unität in Kralice na Moravě vervielfacht. Die Sprache der Kralice-Bibel diente später J. A. Comenius als Grundlage für die Entwicklung der tschechischen Hochsprache.
Zwei Jahre vor der Schlacht am Weißen Berg wurde die Kirche der Brüder-Unität in Kunvald zu einer Schule umgebaut, die heute eine Ausstellung über diese Glaubensgemeinschaft beherbergt. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde die Schule rekatholisiert und bis zur Errichtung einer neuen Schule in 1750 betrieben. Dannach ging das Gebäude in Privatbesitz. Im Jahr 1929 wurde es von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder erworben und zum Denkmal der Brüder-Unität umgebaut. Die letzte umfassende Sanierung wurde 1991 abgeschlossen und anlässlich des 400. Geburtsjubiläums von J. A. Comenius feierlich eröffnet.
In Kunvald finden wir auch weitere historische Orte, die an die Brüder-Unität erinnern: Die Brüder-Linde bestehend aus drei Setzlingen, die beim Verlassen ihrer Heimat von den Brüdern gepflanzt wurden. Jordán - an diesem Ort war einst eine Quelle, wo die neuen Mitglieder der Brüder-Unität getauft wurden. Das Tal Modlivý důl, wo sich die Brüder in Zeiten ihrer Verfolgung versteckten und zu geheimen Gottesdiensten trafen. Jan-Amos-Comenius Denkmal (Autor: Bildhauer O. Fiedler aus Žamberk, 1910) an der Stelle einer ehemaligen Grabstätte, und die Brüder-Schmiede, aus welcher angeblich der erste Bischof der Brüder-Unität stammt. An der Stelle der Schmiede steht heut das Haus von Herrn Zářecký.